Bewertungsgrundsätze
Einige Bewertungsgrundsätze kurz notiert
Künstlernamen
Der Künstlername spielt wohl die wesentlichste Rolle im Bewertungsgefüge. Ist sein Name von weltweiter Bekanntheit, trägt allein dieser Umstand einen erheblichen Teil zum Wert des Kunstwerkes bei. Selbst eine nur dahingeworfene Zeichnung auf einer Papierserviette ist im fünfstelligen Bereich zu bewerten, wenn ihr Schöpfer Pablo Picasso heißt.
Authentizität und Provenienz
Echtheit und Herkunftsgeschichte eines Kunstwerkes sollten in jedem Fall zweifelsfrei geklärt sein. In manchen Fällen bedingt die Provenienz die Authentizität. Das ist z.B. der Fall, wenn eine Arbeit nachweislich beim Künstler direkt erworben wurde oder durch die ihn vertretende Galerie. Auch ist in aller Regel ein Eintrag der Arbeit in das entsprechende Werkverzeichnis respektive die Ankündigung des Verfassers, es in selbiges aufzunehmen, über jeden Zweifel erhaben.
In anderen Fällen gilt die Regel: Nicht die Anzahl der einem Kunstwerk beigefügten Gutachten entscheidet, sondern die internationale Reputation des einen Gutachters. Denn in der Regel gibt es für jeden bedeutenden Künstler jeweils nur einen weltweit anerkannten Experten respektive eine Institution. Bedenke: Gutachten sind in der Regel einfacher zu fälschen als Kunstwerke!
Ist die Provenienz besonders edel, kann sich dieser Umstand ganz erheblich auf die Bewertung eines Kunstwerkes auswirken. Die berühmten „House-Sales“ auf Schloß Marienburg oder von Thurn und Taxis belegen das eindrucksvoll. Selbst wertloser Krempel fand hier noch dankbare Abnehmer, die absurde Preise bewilligten.
Erhaltungszustand
Der Erhaltungszustand ist wohl der am häufigsten unterschätzte Aspekt bzgl. der preislichen Einschätzung eines Kunstwerkes. Selbst hoch professionell ausgeführte Retuschen an einem Gemälde können durchaus einen Wertverlust im Bereich von 80% zur Folge haben.
Das gilt übrigens auch für Gemälde von alten Meistern. Gerade in diesem Marktsegment wird seitens der Verkäufer häufig mit dem Alter eines Werkes in Bezug auf dessen Erhaltungszustand argumentiert. Selbstverständlich werden Sie kaum unberührte Werke aus der Zeit vor dem 19. Jahrhunderts finden. Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang durchaus einen international anerkannten Rahmen, in welchem sich Restaurierungen bewegen dürfen, ohne einen Bewertungsabschlag des Kunstwerkes zu verursachen. Werden diese Grenzen überschritten, nimmt die internationale Nachfrage nach derartigen Werken allerdings stark ab und damit auch der Wert des Kunstwerkes.
Qualität
Neben dem Erhaltungszustand eines Kunstwerkes muß grundsätzlich auch dessen malerische Qualität in Bezug auf die Werteinschätzung Anwendung finden.
Bleibt der Schöpfer und damit der Künstlername im Verborgenen, bildet die Qualität gar das wesentliche Bewertungskriterium.
Marktfrische
Als marktfrisch bezeichnet man ein Werk, welches mindestens seit zehn Jahren nicht auf dem internationalen Kunstmarkt angeboten wurde. Werke, die in kürzeren Zeitabständen mit der Bemerkung „Nicht Verkauft“, „Unsold“ oder „Bought In“ in den Ergebnislisten von artnet oder artprice zu finden sind, verlieren allein durch diesen Umstand schon einiges an Attraktivität und damit an Wert; ganz gleich warum sie nicht verkauft wurden. Derartige Werke gelten im internationalen Kunstmarkt für einen unabsehbaren Zeitraum als "verbrannt". Viele Marktteilnehmer meiden sie tunlichst.
Last but not least: Trends und Moden
Selbstverständlich unterliegt auch der internationale Kunstmarkt den jeweils aktuellen Trends und Modeerscheinungen in Bezug auf bestimmte Künstler, Stile oder Epochen. Angesagte Werke sind daher mit erheblichen Preisaufschlägen zu versehen.