Eine kleine Auswahl erfolgreich vermittelter Kunstwerke
"E9"
Wer einmal den Weg vor ein Gemälde Wojciech Fangors gefunden hat, wird sich nur schwerlich der raumgreifenden Wirkung seiner Arbeiten entziehen können. Fangors „Illusory Spaces“, wie er sie selbst nannte, entstehen vor den eigentlichen Gemälden und befördern ihre Betrachter regelmäßig in andere Dimensionen. „E9“ schafft das auf besonders beeindruckende Weise.
Das Gemälde und seinen Sammler, ein ganz ausgezeichneter Kenner mit jahrzehntelanger Erfahrung, begleite ich übrigens seit Jahren. Nach intensiven Gesprächen fassten wir unter Berücksichtigung der aktuell herausragenden Marktsituation Anfang des Jahres gemeinsam den Entschluss, dieses exzeptionelle Fangor-Gemälde der internationalen Sammlerschaft zu präsentieren. Ergebnis nach einem internationalen Bietergefecht: Atemberaubende 422.000 Euro!
Für diesen Preis sicherte sich ein süddeutscher Sammler am Ende das Werk gegen die bedeutendsten polnischen Sammlerpersönlichkeiten. Ein eindrucksvoller Beleg für die Tatsache, dass sich auch Kunstkäufer abseits der polnischen Klientel für diesen herausragenden Künstler begeistern lassen – und vor allem bereit sind, seine Werke mit außergewöhnlichen Preisen zu würdigen.
Katalogtext:
Mit den merkwürdig verschwommenen, kräftig-bunten Farbfeldern und Kreisformationen gelten die faszinierenden und verblüffenden Arbeiten Wojciech Fangors als außergewöhnliche Schöpfungen innerhalb der Farbfeldmalerei und der Op-Art. Größere Bekanntheit erlangt Fangor bereits in den 1960er Jahren nach seiner Übersiedelung in die Vereinigten Staaten. Dort werden seine Arbeiten 1961 und 1965 neben Werken von Josef Albers, Bridget Riley, Frank Stella und Victor Vasarely in zwei Ausstellungen im Museum of Modern Art in New York gezeigt. 1970 kuratiert das New Yorker Guggenheim Museum schließlich eine Einzelausstellung zu den Arbeiten des Künstlers und rückt ihn damit endgültig in den Fokus der internationalen Kunstwelt. Die abstrakte Malerei und insbesondere die Farbfeldmalerei entdeckt der polnische Künstler bereits in den 1950er Jahren für sich, zur gleichen Zeit, in der auch Kenneth Noland und Jasper Johns ihre ersten "Target Paintings" verwirklichen. Fangor beginnt anstatt mit Acrylfarben mit weicheren und satteren Ölfarben zu experimentieren und schafft ab 1956 erste leuchtend-farbenfrohe Darstellungen verschwommener Kreise und wabernder Formengebilde mit optischen Kniffen und Illusionen, die er selbst als "Positive Illusory Spaces" bezeichnet. Fangor findet zu einer absolut einzigartigen visuellen Bildsprache, die er bereits 1959 in solch namhaften Museen wie dem Amsterdamer Stedelijk Museum präsentieren kann. Die hier angebotene Arbeit entsteht 1966 auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere und zeigt sein meisterhaftes technisches Können, seine Beherrschung von Farbe, Unschärfe und räumlicher Tiefe sowie seine beeindruckende Überschreitung der Grenzen malerisch-darstellerischer Möglichkeiten. Mit weichem Pinsel fügt der Künstler unzählige dünne, lasierende Schichten bunter, satter Ölfarbe zu einer pulsierenden Komposition mit irritierendem Bewegungsmoment zusammen, deren neblige, verschwimmende Konturen eine so starke und gänzlich einnehmende Wirkung entfalten, dass der Betrachter sich nicht nur wie magisch angezogen fühlt, sondern sich auch mit einer völlig neuen Seherfahrung konfrontiert sieht. In den letzten Jahren findet eine internationale Wiederentdeckung der Arbeiten Wojciech Fangors statt. 2012 sind sie Gegenstand einer retrospektiven Ausstellung im polnischen Nationalmuseum in Krakau, 2014 kuratiert der berühmte Schweizer Kunstauktionator und -sammler Simon de Pury eine große Einzelausstellung "Color, Light, Space" in der Galerie 3 Grafton Street in London, die von der zeitgenössischen Kunstwelt als "Offenbarung" empfunden wird, wie die New York Times berichtet. De Pury schreibt bei dieser Gelegenheit über die Zeitlosigkeit der Arbeiten Wojciech Fangors und deren einnehmende Wirkung: "The first contact with Fangor?s work will be a revelation for anyone who is not familiar with it. Fangor?s bold use and choice of saturated colors combined with simple shapes and blurred edges is unlike anything that any other artist was doing between the late 1950s and early 1970s. Seen today it has lost none of it?s freshness and could actually easily be mistaken for work having been done now." (Simon de Pury, 2015, zit. nach: www.depurydepury.com/event/wojciech-fangor/).
Vermittelt von Sascha Tyrra Kunstvermittlung im Jahre 2019